Blasorchester Dreieich rockt den Burggarten

 

+
Einen fulminanten Auftritt legten die Gesangssolisten Meike Garden, Bille Wilson, Frank Skibinski und Thomas Schmalz (von links) mit dem Blasorchester im Burggarten hin.

Dreieich - Auch mit Freikarten kann das Blasorchester Dreieich die Zuhörer nicht locken – jedenfalls nicht in die Wind und Wetter ausgesetzten ersten Reihen im Burggarten. Von Sina Beck 

Die Besucher machen es sich an diesem verregneten Samstagabend lieber im überdachten Tribünenbereich gemütlich, um bei „Movie meets Musical“ dem fernöstlichen Charme von Miss Saigon zu erliegen oder mit James Bond auf die spannungsgeladene Jagd nach Bösewichten zu gehen. Dabei ist der Köder eigentlich sehr verlockend: „Wenn Sie sich hier vorne hinsetzten, bekommen Sie die Karten für unser nächstes Konzert umsonst“, macht Showmaster und Posaunist Philipp Schaub das Angebot, das die Dreieicher tatsächlich ablehnen. Wahrscheinlich, weil sich niemand den Konzertgenuss verhageln lassen möchte. Denn heute legen nicht nur die Instrumentalisten unter der Leitung von Musikdirektor und Dirigent Dietmar Schrod einen filmreifen Auftritt hin, sondern auch die vier hochkarätigen Solisten, die den Musical- und Filmhits ihre Stimme leihen: Bille Wilson, Frank Skibinski, Thomas Schmalz und Meike Garden geben sich in der Besetzung wie schon bei der „1. Haaner Music-Night“ vor zwei Jahren als Gesangsquartett die Ehre.

Aber noch bevor es losgeht, bekommt das Blasorchester eine besondere Anerkennung ausgesprochen. Als Kulturpreisträger der Stadt ist dem 50-köpfigen Ensemble seine Bedeutung für das kulturelle Leben in Dreieich bereits attestiert worden, heute hebt Bürgermeister Dieter Zimmer einen anderen Aspekt hervor: Dass Menschen mit Behinderung in so einem Orchester ebenfalls einen Platz finden, um ihre Leidenschaft ausleben zu können. Für Susanne Kahl, die ihr Schlagzeug im Rollstuhl sitzend spielt, gibt es stehende Ovationen von den Mitmusikern und für den Verein „Respekt und Anerkennung für diese gelebte Solidarität und Gemeinschaft.“

Da kommt der Flashdance-Titel „What A Feeling“ wie gerufen, den Meike Garden stimmgewaltig und mit der ihr immanenten Spur Rock interpretiert, während ihre Gesangskollegen dem populären Song als Backgroundchor Nachdruck verleihen. Aber natürlich ist hier jeder mal an der Reihe: Angelehnt an die Disco-Version legt die US-Amerikanerin Bille Wilson einen schwungvoll poppigen Auftritt zu „I Am What I Am“ hin – stilecht im schillernden Glitzeroutfit. Mit dem „Käfig voller Narren“ wird es dann Zeit für ein bisschen Musical-Flair. Bei Lindenbergs „Hinterm Horizont“ dürfen es die Rockröhren Garden und Thomas Schmalz im Duett dann mal überraschend leise angehen lassen.

Mit viel Klangkraft zeigt das Blasorchester Dreieich sein ganzes Können bei Instrumentalstücken, bevor es im facettenreichen Programm weitergeht und Frank Skibinksi, seines Zeichens die eine Hälfte des Schlager-Duos Glasherz, auf seine Kosten kommt: Mit dem Udo-Jürgens-Medley werden dann auch die Konzertbesucher als gemischter Chor gefordert und dürfen bei den Gassenhauern „Aber bitte mit Sahne“, „17 Jahr, blondes Haar“ und „Griechischer Wein“ aus vollem Herzen mitsingen. Da ist Stimmung garantiert – aber sowohl bei den leisen wie lauten Tönen können Solisten und Musiker überzeugen. Ebenso wie Schrod, der als Programmverantwortlicher ein gelungenes Potpourri aus abwechslungsreicher Musical- und Filmmusik zusammengestellt hat, dem auch das schlechte Wetter nichts anhaben kann.