Jahreskonzert 2012

Musik trifft Wasser – Meer und mehr mit dem Blasorchester Dreieich

71 % der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt – Grund genug also für das Blasorchester Dreieich, sein Jahreskonzert 2012 dem lebensspendenden Element in all seinen tönenden Erscheinungsformen zu widmen. Das bewährte Führungsteam bestehend aus Musikdirektor Dietmar Schrod, Sascha Kotzerke (Vororchester), Markus Petri (Jugendorchester), Markus Knöchel (Vizedirigent) und Jürgen K. Groh (Moderation) gestaltete vor ausverkauftem Haus einen abwechslungsreichen, musikalisch anspruchsvollen wie unterhaltsamen Adventsnachmittag. Den Einstieg ins Programm gaben mit dem Vororchester unter Sascha Kotzerke die Allerjüngsten, die zwar erst sechs bis acht Monate ihr Instrument spielen aber bei ihrem ersten Auftritt bereits Bühnensicherheit ausstrahlten und vor allem rhythmisch sicher spielten. Auch das nachfolgende Jugendorchester unter Markus Petri überzeugte trotz fehlenden Wassers im Programm auf ganzer Linie und bereits die erste Nummer, Manfred Schneiders „Young Life”, war ein musikalischer Höhepunkt. Auf ein sehr kantables Thema folgen hier mehrere rhythmisch komplexere Variationen, die allen jungen Musikern Gelegenheit gaben, ihr Können zu demonstrieren. Robert Kellys „You are not alone” und die Potpourries „The Phantom of the Opera” und „Boney M. Super Hits” ergänzten mit präziser Rhythmik und sauberem Ton den überzeugenden Auftritt, der mit der Zugabe eines Ungarischen Tanzes von Johannes Brahms endete. Das hohe Niveau dieser Jugendarbeit ist beeindruckend und man kann den Verein zu seinem beispielhaften Engagement nur beglückwünschen! Mit James Swearingens „Seagate Overtüre” übernahmen jetzt das große Orchester und Vizedirigent Markus Knöchel die Bühne. Sie setzten mit ihrer Interpretation dieser farbigen und dynamischen Komposition einen hohen Maßstab und die hier präsentierte Tonschönheit, rhythmische Präzision und Klarheit sowie Sicherheit der Intonation blieben charakteristisch für alle Darbietungen der Musiker. Eine bedeutende Gelegenheit unterbrach nun den Ablauf des Programms, die Überreichung des Ehrenbriefes des Landes Hessen an Günther Groß durch Landrat Quillinger. Der Saxophonist Groß, dessen musikalische Vita ihn unter anderem nach Moskau und New York führte, wurde für sein außerordentliches ehrenamtliches Engagement geehrt, mit dem er sich seit vielen Jahren um das Blasorchester verdient gemacht hat. Nach diesem erfreulichen und bewegenden Intermezzo übernahm Dietmar Schrod den Baton und mit Bert Appermonts „Noah´s Ark” zeigte sich erneut der Ideenreichtum der Programmauswahl des Orchesters. Die ungewöhnliche Komposition besteht aus vier Teilen, einem Thema mit drei Variationen, die Klaus Rose jeweils durch eine Rezitation erzählend verband. Bei aller Klangfülle blieb der Satz zu jedem Zeitpunkt klar durchhörbar – das setzt intensive und genaue Probenarbeit voraus, die auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Die erste Programmhälfte beendete ebenso atmosphärisch wie rasant Walter Ratzeks effektvolles Arrangement von Klaus Doldingers Musik zu „Das Boot”. Schon Tradition ist es, dass immer wieder Sänger und Sängerinnen das Orchester ergänzen, so auch heute. In Alan Menkens Song „Part of your World” aus „Arielle, die kleine Meerjungfrau” stellte die junge Sängerin Michelle Kolakovic die Naivität der von der fremden Menschenwelt faszinierten ahnungslosen Arielle überzeugend dar. Einen Schritt in eine ganz andere Richtung geht Hardy Schneiders´ wunderbar schrullige Komposition „Watering the Periwinkles”: Das Blumengießen wird wortwörtlich Klang – in zwei mit Mundstücken versehenen Gartenschläuchen, die ein wirklich unerwartetes Volumen erzeugen! Es folgte Kees Vlaks Ballade für Stimme und Blasorchester „Titanic Story”, auch dies ein ganz ungewöhnliches Werk. Klanglich ein Spiritual mit einem Big-Band-Klang, der die Dreißger Jahre evozierte und zu dem Frank Skibinski die Geschichte der Titanic ausdrucksvoll rezitierte und sang. Das Programm endete mit zwei rasant-virtuosen instrumentalen Rausschmeißern, Billy Joels „Root Beer Rag” in einer äußerst gelungenen Fassung von Michael Jerg und Markus Götz´ Rock-Version des Spirituals „Wade in the Water”. Hier bot sich den Instrumentalisten noch einmal die Möglichkeit, alles zu geben und das Publikum ging entsprechend mit. Das jetzt noch vier Zugaben nötig waren um das Konzert dann mit „White Christmas” tatsächlich zu beschließen verwundert bei der Leistung des Orchesters und seiner Dirigenten nicht. Fazit: Die großartige Leistung aller Beteiligten weckt bereits die Vorfreude auf den Ersten Advent 2013.

Clemens Rech